Warum Burnout-Prävention mehr ist als Stressmanagement und Selbstfürsorge und was die Beziehung zu dir selbst und deine Identität damit zu tun haben
Mit zunehmenden Fallzahlen von Burnout werden auch die Rufe nach wirksamer Burnout-Prävention, also der Vorbeugung eines Burnout-Syndroms, immer lauter. In diesem Beitrag möchte ich, über die klassischen Burnout-Präventionsmaßnahmen hinaus, ein ganzheitliches Verständnis von Burnout-Prävention vermitteln. Ausgangspunkt hierfür ist es, die eigentliche Ursache von Burnout zu benennen, die im Umkehrschluss die eigentlichen ganzheitlichen Wege aufzeigt, um einem Burnout vorzubeugen.
Klassische Burnout-Präventionsmaßnahmen
Burnout-Prävention setzt oftmals im Arbeitskontext an und beschreibt dann Maßnahmen für ein besseres Zeit- und Stressmanagement, wie z. B. das Planen, Priorisieren oder Delegieren von Aufgaben, den Umgang mit Meetings, E-Mails oder generell der telefonischen Erreichbarkeit.
Auch Führungskräften wird mehr Verantwortung zugeschrieben. Sie sollen die Arbeitslast der Mitarbeiter im Auge behalten, ihnen größeren Entscheidungsspielraum geben, mehr Anerkennung entgegenbringen und sie gerecht entlohnen.
Aber auch unabhängig vom Arbeitskontext kann jeder Einzelne im Rahmen der Selbstfürsorge sehr viel tun: Ausreichend Schlaf (7-8 Stunden pro Nacht), eine gesunde, ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und Sport (2-3 Mal pro Woche) gehören zu den allgemeinen Empfehlungen für ein gesundes Leben, um nicht nur einem Burnout, sondern auch körperlichen Erkrankungen vorzubeugen. Regelmäßige Pausen einzulegen und für Entspannung zu sorgen, sind ebenfalls häufig genannte Tipps und Kern herkömmlicher Burnout-Präventionsmaßnahmen.
Ja, diese Dinge sind alle wichtig. Dennoch ist diese Sichtweise auf Burnout-Prävention zu einseitig.
Um ein umfassendes, ganzheitliches Verständnis von Burnout-Prävention zu erreichen, muss man verstehen, was die eigentliche Ursache von Burnout ist.
Was ist die eigentliche Ursache von Burnout?
„Burn-out kommt nicht nur von Stress – warum wir wirklich ausbrennen und wie wir zu uns selbst zurückfinden“ ist der Titel eines Buches von Dr. med. Mirriam Prieß (Ärztin, Psychotherapeutin und Coach). Darin betont sie, wie essentiell Beziehungen sind – nicht nur zu anderen, sondern auch zu sich selbst. Ihrer Erfahrung nach sind es negative oder fehlende positive Beziehungen zum Umfeld sowie die fehlende Beziehung zu sich selbst, welche Menschen ausbrennen lassen. Entgegen der weitläufigen Annahme, Burnout kommt von zu viel Stress, liegt die eigentliche Ursache von Burnout in schlechten Beziehungen zu anderen und der fehlenden Verbindung zu sich selbst.
In den meisten Fällen liegen unausgesprochene, ungelöste oder verdrängte Konflikte vor, z. B. zum Partner oder zum Vorgesetzten. Auch unabhängig von anderen Menschen kann es zu Konflikten kommen. Man spricht hier von inneren Konflikten. Ein klassischer innerer Konflikt ist z. B. ein Ungleichgewicht zwischen eigenen Bedürfnissen bzw. der eigenen Identität und fremden Erwartungen. Je mehr Konflikte jemand mit sich herumträgt bzw. je schwerwiegender diese sind, umso mehr Stress erlebt der Betroffene. Stress ist dann das Symptom, aber nicht die Ursache eines Burnouts.
Nach Dr. med. Mirriam Prieß spielt bei der Entwicklung des Burnout-Syndroms zudem das Gleichgewicht der sechs Lebensbereiche Beruf, Familie / Partnerschaft, Gesundheit, soziale Kontakte, Individualität / Hobbys sowie Glaube / Spiritualität eine zentrale Rolle. Je unausgewogener dieses Gleichgewicht ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit das Burnout-Syndrom zu entwickeln.
„Burn-out ist der Ruf nach einem wesensgemäßen Leben und nach Identität.“ (Dr. med. Mirriam Prieß)
Worin sollte Burnout-Prävention dann eigentlich bestehen?
Wenn man die o. g. Ursachen des Burnout-Syndroms kennt, bedeutet dies im Umkehrschluss, dass eine gute Burnout-Prävention weniger in einem guten Stressmanagement, sondern vielmehr in einem guten Beziehungs- und Konfliktmanagement sowie einem authentischen und ausbalancierten Leben besteht.
Bei Beziehungen sind jedoch nicht nur Beziehungen zu anderen Menschen gemeint, sondern auch und vor allem die Beziehung zu dir selbst.
Die Beziehung zu dir selbst ist tatsächlich die wichtigste Beziehung in deinem Leben. Denn die Qualität der Beziehung zu dir selbst bestimmt die Qualität der Beziehungen zu allen anderen Menschen in deinem Leben. Wenn du mit dir selbst im Reinen bist, gehst du auch offen und unvoreingenommen mit anderen um. Wenn du dich selbst voll und ganz akzeptierst, wie du bist, kannst du diese Akzeptanz auch anderen entgegenbringen. Nur wenn du dich selbst liebst, kannst du andere wirklich lieben.
Wenn das bei dir nicht der Fall ist, sieht es in etwa so aus:
Die Schattenseiten, die du unbewusst in dir trägst, projizierst du auf andere Menschen. Wenn du dich selbst abwertest, wertest du auch andere ab. Wenn du sehr selbstkritisch bist, bist du anderen gegenüber sehr kritisch. Wenn du dir selbst nichts verzeihen kannst, kannst du anderen nicht verzeihen. Wenn du dich ständig mit anderen vergleichst, vergleichst und bewertet du auch ständig andere Menschen.
Daher ist die Beziehung zu dir selbst der Ausgangspunkt für alles andere in deinem Leben.
Dies gilt auch für die Burnout-Prävention. Auch hier steht und fällt alles mit der Beziehung, die du zu dir selbst hast. Das heißt, die Voraussetzung für eine gute Burnout-Prävention ist eine gute Beziehung zu dir selbst. In diesem Sinne bedeutet Burnout-Prävention, die Beziehung zu dir selbst zu stärken oder aufzubauen, deine Identität und deine Werte zu ergründen und zu leben, deine Bedürfnisse zu erfüllen, innere Konflikte aufzulösen und ein Leben zu führen, welches dir, deiner Identität und deinem Wesen entspricht.
Burnout-Prävention in diesem Sinne bedeutet, ein Leben zu gestalten, in dem du dich in den sechs Lebensbereichen (Beruf, Familie / Partnerschaft, Gesundheit, soziale Kontakte, Individualität / Hobbys sowie Glaube / Spiritualität) selbst verwirklichst und zuhause fühlst und vor allem, dass diese im Gleichgewicht sind.
Das wiederum macht es notwendig, Grenzen zu setzen, nicht nur anderen gegenüber, sondern auch dir selbst gegenüber.
Burnout-Prävention bedeutet auch, sich den unausgesprochenen, ungelösten oder verdrängten Konflikten zu stellen oder Konflikte frühzeitig zu klären oder aus der Welt zu schaffen.
Daher ist wohl eines der besten Mittel, um einem Burnout wirksam vorzubeugen, positive, unterstützende Beziehungen zu deinem Partner, zu deiner Familie und zu deinen Freunden zu pflegen.
Wie kann Coaching dabei helfen?
Ein professionelles und ganzheitliches Coaching kann dich in allen o. g. Punkten unterstützen und begleiten.
Mithilfe fundierter Verfahren, Methoden und Tools wirst du z. B. in meinem Coaching „Selbstfindung“ dazu angeregt, deine Identität, deine Persönlichkeit sowie deine Motive, Werte und Bedürfnisse zu reflektieren. Das ermöglicht es dir, dich selbst besser kennenzulernen und zu verstehen, um bewusstere und damit bessere Entscheidungen für dein Leben treffen zu können. Damit legst du die Grundlage für ein authentisches und wesensgemäßes Leben mit einer geringen Burnout-Gefahr.
Insbesondere im Lebensbereich „Beruf“ kann dich ein Coaching ein großes Stück weiterbringen. Wenn dein Beruf dir keine Freude bereitet, du ihn als Belastung empfindest, unter chronischen Stress leidest und ggf. stressbedingte körperliche Beschwerden hast, sollten das Warnsignale sein. Ein Coaching zur beruflichen Neuorientierung kann dir dabei helfen, einen Job oder einen Beruf zu finden, der wirklich zu dir passt und dir entspricht. Mit etwas Glück findest du möglicherweise sogar deine Berufung.
Aber auch alle anderen Lebensbereiche sind bei einem ganzheitlichen Coaching relevant. Deine Lebensbereiche ins Gleichgewicht und in Einklang miteinander zu bringen, kann genauso Thema eines Coachings sein, wie dir oder anderen gegenüber Grenzen zu setzen oder Konflikte zu lösen.
Auch bei klassischen Burnout-Präventionsmaßnahmen wie Zeit- und Stressmanagement und Selbstfürsorge kann dir ein Coaching wertvolle Impulse geben und dir dabei helfen, deine Denk- und Verhaltensmuster zu reflektieren und zu verändern sowie neue Gewohnheiten aufzubauen und zu etablieren.